
Pornogeplauder (Gedicht)
Ein Mitschnitt des Auftritts am 5. Juni 2014:
Spoken Word Show „Protestgrübchen“, im L.U.X.
Wir sitzen am Küchentisch und reden.
Reden und rauchen und schlürfen Tee,
im Hintergrund läuft Peaches und wir
diskutieren über den Porno von letztens.
Wir reden und rauchen und schlürfen Tee,
versinken in Kopfkinos, kehren zurück,
diskutieren über den Porno von letztens,
der so queer und alternativ war.
Wir versinken in Kopfkinos, kehren zurück,
debattieren über BDSM-Szenen,
die so queer und alternativ waren
und über sexpositiven Feminismus.
Wir debattieren über BDSM-Szenen,
was Konsens ist und Sicherheit,
über sexpositiven Feminismus
und die Spielchen bei „Feuchtgebiete“.
Wie Konsens aussieht, Sicherheit,
und warum wir uns so oft schämen,
für die Spielchen in „Feuchtgebiete“
und Träume, die in uns schlummern.
Warum wir uns dafür schämen?, fragst du,
darüber wird nicht offen geredet!
Über Träume, die in uns schlummern,
die sind eklig, pervers – tabu.
Ich nicke, darüber wird nicht geredet,
doch wir wissen, wir sind anders!
Nichts ist eklig, pervers – tabu,
denn wir, wir haben uns befreit.
Wir wissen, wir sind anders!
So pervers und prüde wie wir wollen,
denn wir, wir haben uns befreit
und nehmen kein Blatt vor den Mund.
So pervers und prüde wie wir wollen?,
grüble ich noch nachts neben dir.
Wir nehmen kein Blatt vor den Mund,
wir können über alles reden.
Ich grüble noch nachts neben dir,
über das, was du nicht weißt.
Wir können über alles reden,
sag ich mir wieder und wieder.
Über das, was du nicht weißt,
doch vielleicht ist es zu einfach zu sprechen,
sag ich mir wieder und wieder,
vielleicht morgen, morgen bestimmt.
Vielleicht ist es zu einfach zu sprechen,
Vielleicht sind Worte zu kantig und spitz.
Vielleicht morgen, morgen bestimmt!
Doch es brennt mir unter den Nägeln.
Vielleicht sind Worte zu kantig und spitz,
Vielleicht fehlen mir Worte, Sprache, der Raum.
Es brennt mir unter den Nägeln.
Wenn wir doch so befreit sind,
warum fehlen die Worte, die Sprache, der Raum,
wenn wir kein Blatt vor den Mund nehmen,
über Pornos lamentieren und Strap-ons und vegane Peitschen und Latex und Safewörter und Cockringe und Buttplugs und –
wenn wir doch so befreit sind,
und wenn wir kein Blatt vor den Mund nehmen,
warum fällt es so schwer, wieder und wieder,
wenn wir doch so befreit sind,
dir zu sagen:
Ich hab da so ein Bedürfnis.
cooles gedicht. gute gedanken warum es eigentlich tabu ist über triple anal fists zu diskutieren und gangbangbukkake pisspornos. 😉 schön sowas in dem kommentar zu einem gedicht schreiben zu können. … ich versuche generell sowieso tabus zu brechen. in meinem 2016 erscheinenden sci-fi-roman schreib der hauptprotagnonist geekporn, was kurz erklärt pornos mit comicfiguren ist (catwoman die von wonder woman mit einem zepter als strafe penetriert wird…).
aba wirklich cool. ich sollte so ein gedicht auch mal schreiben. versuche nicht immer anzuecken, meistens tue ich das indem ich über drogen dichte nicht über pornos. ist meiner meinung nach ein ähnliches tabu wenn man positiv über lsd schreibt.
Es geht mir aber gar nicht um „Tabubruch“, sondern darum, dass sich vor allem sexpositive Feminist_innen als so offen inszenieren, und kein Blatt vor den Mund nehmen, das so ein bisschen Common Sense in der Szene ist, doch das wirklich drüber reden vielen schwer fällt und es für vieles keine Sprache gibt, oder die Angst sich zu blamieren, wenn 1 Wünsche äußert, größer ist. Also vermeintliche Offenheit vs. Sprachlosigkeit…