Warum der ESC mein postmigrantisch-queeres Weihnachten ist
Heute hätte der 65. Eurovision Songcontest in Rotterdam stattgefunden. Die Alternativen sind nett, aber nicht das gleiche! Um meinen Mimimimodus zu mildern, habe ich meine Top 15 Balkan-ESC-Songs gesammelt und analysiert, warum mir dieses cheesy Fest so viel bedeutet. Kurze Antwort: Es gibt kein Event, das die volle Portion queeren Camp mit der vollen Portion Balkan-Schmalz so gut vereint!
Auf Spuren der Fantasie
In dem mazedonischen Dorf Štrbovo wurde die Fantasie lebendig: Als Kind dachte ich mir, zusammen mit meiner Schwester Ena, eine Fantasiewelt aus. Die jüngeren Dorfkinder glaubten an das „Königreich Bajamska“, die älteren wollten keine Spielverderber sein. Eines Tages zogen wir los das Portal nach Bajamska zu finden.
Goth und Postpunk aus Ex-Jugoslawien
Ex-Jugoslawien ist sicher nicht die erste Assoziation, wenn es um Goth-Rock und Darkwave geht. Das ist grober Unfug, denn die 80er Jahre mit all ihrem New Wave, Postpunk und Haarspray blühten auch in Ex-Jugoslawien – und wie! Ich habe mich auf die Suche nach Bands begeben und dabei viel, viel mehr gefunden als erwartet. Mit dabei: Sixth June, Veljanov, MIZAR, Paraf, Phantasmagoria, Dobri Isak, EKV und viele mehr.
„Der Balkan ist mir zu kompliziert!“
Ich sage „Balkan“, meine Alman-Freund*innen sagen: „Das ist mir zu kompliziert!“ Frühmittelalterliche Geschichte oder „Game of Thrones“ ist ihnen jedoch nicht zu kompliziert. Woher kommt diese Abwehrhaltung?
Geht es in Veljanovs Song „Nie Mehr“ um Mazedonien?
Als großer Deine-Lakaien- und Veljanov-Fan kenne ich natürlich den Song „Nie Mehr“. Kann es sein, dass „Nie Mehr“ nicht nur ein Schluss-mach-Song ist, sondern es auch um Veljanovs persönlichen Abschied von Mazedonien geht?
Weiße Migrant*innen und Rassismus
Weiße Postmigrant*innen twittern unter #reichenhetze über ihre Diskriminierungserfahrungen. Daran ist nichts verkehrt.
Doch die Auseinandersetzung mit dem Thema Rassismus hört für uns weiße Migrant*innen hier nicht auf, sondern fängt gerade erst an!
Božo Vrećo: Unverfroren Balkan, unverfroren queer.
Božo Vrećo ist ein Vertreter des bosnischen Folk-Genres Sevdah und wurde hierzulande schon als „die schönste Stimme des Balkans“ betitelt. In Bosnien schätzt man den Sänger für seinen Mut offen queer aufzutreten. In der Diaspora fasziniert er jene wie mich, die nach Vorbildern aus dem Balkan suchen.
