Selbstgespräche (Poesiefilm)
Gedanken zum Kurzfilm „Selbstgespräche“
(gedreht: April 2012, Dresden)
„Selbstgespräche“ ist ein Film von Sophie Stallegger, in dem ich mitgewirkt habe. Wir haben ihn nach dem Kino Kabaret in Dresden 2012 gedreht. Parallel zu dem Dreh von „Hetepetete“ entstand die Idee, als Sophie auf die Ruine neben dem Hausprojekt gestoßen ist, in dem das Kabaret stattfand. Sie stellte sich einen langsamen und leisen Poesiefilm vor, ich bot mich gleich als Darstellerin an. Wir überlegten uns, welche Geschichte wir in der Ruine erzählen könnten und entschieden uns für die ersten zwei Teile aus meinem Gedicht „Köpfe mit Nägeln“. In diesem Gedicht geht es um das Gefühl, mit einer vergangenen Beziehung nicht abschließen zu können, in der Vergangenheit gefangen zu sein.
Dieses Gefühlschaos und die Trümmer der Beziehung finden sich in der Ruine wieder, in der die Protagonistin verweilt, alte Gegenstände betrachtet, sich erinnert, träumt, grübelt, sich in Selbstmitleid vergräbt… aus der sie nicht wieder herauskommt.
Als Kontrast zu dem Innenleben der Protagonistin, hat Sophie sich für statische Bilder, gegen Kamerafahrten und für ein leise vorgetragenes Gedicht entschieden. Der Film nimmt einige Bilder des Gedichts auf z. B die Füße, andere deutet er an wie den Seifenschaum, und entwickelt eine eigene, poetische Bildprache, die sich unabhängig von den Metaphern des Gedichts entfaltet.
Hier das unverkürzte Gedicht:
köpfe mit nägeln
(I)
der fuß
am anderen ende
ist nicht weiter als mein
kopf ist immer
wo ich bin
weiß ich nicht
der fuß
am anderen ufer
der wanne
ist nicht weiter als ich
bin immer
wo mein kopf ist
weiß ich nicht
wo er mir steht
nur dass er lieber sitzt
ganz still im nacken
knistert seifenschaum wie
deine haare
kochen in meinem wasser
ich bade immer noch
in unseren eingebrockten
suppen
(II)
der fuß
am fuß der tür
muss weiter weg
der schlussstrich
geht über den papierrand
und geraden
sind nur im matheunterricht
unendlich
muss ich sie ziehen
bis du aufhörst
dort fange ich an
(III)
der fuß
am anderen ende
will nicht fassen
aus allen wolken fallen köpfe
meiner steckt fest
wo im nacken himmel knistert
wie seifenschaum
die füße
sind immer das ende
mein anfang liegt
unter deinen groben sohlen
ich muss
köpfe mit nägeln machen
(IV)
ich werde
eine leiche sein
mit maden im hirn
die den tumor ablösen
und alles von den nägeln nagen
jede prise suppensalz und
jeden fetzen
wolkenschaum
„Selbstgespräche“ auf Vimeo.