Doma (Kurzgeschichte)
Ich bin so viel herumgereist, in meinem Zimmer. Hab meine Möbel
umgebaut und umgefärbt und umgestellt, verschoben, manchmal
zertrümmert. Sie waren zu laut und zu kantig. Meine Bücher
schnarchen oft, also hab ich sie neu sortiert, nach Alphabet.
Ich
will mich neu fühlen in den vier Wänden, die schon Altersflecken
haben.
Irgendwann muss ich in die Ferne reisen, vielleicht drei
Blocks weiter. Da werden die Wände neu sein und porentief rein und
die Möbel werden nicht mehr schreien, auch wenn es die alten sind.
Die Bücher werden aus ihrem Staub erwachen.
Aber irgendwann werde
ich auch wieder nach unten reisen, unten, wie man bei uns sagt, wenn
man in den Balkan reist.
Dann werde ich neben meinem Großvater
sitzen, dem ich schon wieder neue Spielkarten gekauft habe und die er
wieder mal ablehnt. Er hat seine eigenen, die er seit dreißig Jahren
benutzt und die so vergilbt sind wie seine Hände. Er poliert jede
Karte einzeln, dann mischt er sie und legt sie aus, um Solitär zu
spielen. Ich sehe eine Pik-Sieben, die zu einer Herz-Acht passt, aber
er übersieht sie. Es ist der gleiche Blick beim Kartenspielen wie
immer, er übersieht nur öfter.
Dann erzählt er mir, wie ich als
Kind gegen die Kante da links gelaufen bin und wie auf dem Schrank
noch immer die Spielzeugkiste liegt.
Und sie liegt da noch immer
und auch der Schrank ist der Selbe und die Kante. Der Teppich ist
noch immer altmodisch und der Glastisch noch immer zerbrechlich. Am
Kühlschrank ist mein Kaugummiaufkleber und an der Tapete
Gekritzel.
Hier schreien die Möbel nicht. Sie umzustellen würde
sie töten. Sie scheinen Geschichtenerzähler zu sein, so wie die
Bücher und Fotoalben, die schnarchen.
Dann fühl ich mich daheim
in den vier Wänden, die von Altersflecken übersät sind.
Und
auch meine Großmutter mit ihrem großen Wäschekorb ist die
Selbe.
Sie geht bloß langsamer.