Feministischen Cis-Mackern aufs Maul geschaut (Kurzfilm)
Gedanken über meinen Kurzfilm „Feministischen Cis-Mackern aufs Maul geschaut“ (mit englischen Untertiteln: „Things ‚feminist‘ cis dudebros say“), gedreht: September 2014.
Beschreibung: Sie nennen sich Feministen, sind links, reflektiert und vor allem: Sie wissen es besser! Zum Beispiel, was sich für eine „emanzipierte Frau“ gehört. Und ganz wichtig: Was Marx dazu sagt. Sie haben die Weisheit mit Löffeln gefressen, sind rational und objektiv, hören sich selbst so gern reden…. Warum sollten sie dich dann auch ausreden lassen? Sie erwarten Huldigung und Kekse von der Welt, weil sie doch soo progressiv sind. Sie regen sich über „Femi-Nazis“ auf, kurz bevor sie auf der Frauenkampftags-Demo am lautesten grölen. Am Ende des Tages sitzt du vielleicht mit ihnen in der Kneipe und sie erklären dir, was Victim Blaming ist. Drei Minuten später verharmlosen sie sexuelle Belästigung. Wirfst du ihnen Sexismus vor, erklären sie dir, dass du zu empfindlich bist. Einige von ihnen sind Pick-up-Feministen: Die neue Flirtstrategie! (Sie sind poly und so, sie dürfen das…) Sie lachen über die doofen Machos, die Schwanzvergleiche nötig haben und machen aus absurdesten Dingen einen Schwanzvergleich: „Na, wer ist der Queerste hier?“ Sie nerven überall: In der Uni, auf dem Plenum, Barcamp, in der Lieblingskneipe… Lass uns ein Spiel spielen: Wie viele der Cis-Macker, die du schon mal ertragen musstest, erkennst du hier wieder?
Ich möchte mich an dieser Stelle dafür entschuldigen, einen Witz mit in die Outtakes genommen zu haben, der als Abuse-/Rape-Joke verstanden werden konnte. Das hätte ich selbst feststellen und besser wissen müssen. Das Outtake ist inzwischen draußen. Ich entschuldige mich bei allen, die das getriggert und/oder verletzt hat und bedanke mich bei den Leuten, die mich darauf hingewiesen haben.
Als ich Anfang des Jahres in einer linken Basisgruppe rumhing und plötzlich dieser linke Bilderbuch-Macker auftauchte, einer von der besonders raumeinnehmenden Sorte, reifte die Idee für diesen Film heran. Ich habe wegen ihm die Gruppe verlassen. Immerhin war er eine gute Inspiration… tatsächlich habe ich ihn oft direkt zitiert. Er ist aber keineswegs die einzige Inspiration. Ich merke mir Mackersprüche! Auf Twitter habe ich den Aufruf gestartet mir Sätze von selbst ernannten Feministen zu schicken, um diese auch zu verarbeiten. Es kam einiges zusammen!
Ich kenne viele Internetvideos, die ähnlich funktionierten wie „Shit white girls say to Black girls“, „Shit straight girls say to lesbians“ usw. und fand die Form witzig: Den Bullshit zusammen fassen, parodieren und aufzeigen, dass diese Sprüche alles andere als kreativ oder neu sind. In vielen dieser Filme wurde mit Requisiten wie Perrücken gearbeitet: Um eine Anspielung darauf zu machen, habe ich Bärte und eine grüne Perrücke besorgt.
Der Film wird sicherlich bei den wenigsten der Typen zur Reflexion beitragen.
Das war aber auch ein Grund, warum ich ihn gemacht habe: Den Spruch am Ende: „Du kennst doch diesen Song von Sookee, ‚Einige meiner besten Freunde sind Männer‘ (…) Sie meinte, in dem geht es um mich! So ein Quatsch, ey! Wie kommt sie bloß drauf?“ hat so ähnlich ein Bekannter von mir gebracht, nur viel gehässiger. Er ist Sookee-Fan und dieser Hinweis einer Freundin, hat bei ihm nicht ausgelöst, sich den Vorwurf zu Herzen zu nehmen. Stattdessen hat er einen Witz daraus gemacht, den Vorwurf leichtfertig von sich gewiesen, über ihre Wahrnehmung gelacht. Das ist traurig: Egal was man ihm sagt, er wird sein Verhalten nicht reflektieren. Er ist zu sehr davon überzeugt, dass er ein guter Feminist ist. Also, wenn eh Hopfen und Malz verloren sind, kann ich wenigstens über ihn lachen und diese Verhaltensweise aufzeigen.
Ein paar Tage nach der Veröffentlichung haben sich Maskus auf den Film gestürzt: Solche Männer würden ja nur „Femi-Nazis“ kennen, das sei alles erfunden, der Film sei reine Misandrie, Hatespeech usw. Das war zu erwarten. (Ich hab mich über die dadurch entstandenen Klicks gefreut.)
Was mich wieder aufgemuntert hat: Als ein anderer Bekannter zu mir sagte, ihm hätte das bedrückende Gefühl gefallen, den der Film auslöst, er könne gemeint sein. Danach hätte er darüber nachgedacht, wo er solche Sprüche schon mal gebracht hat. Wenigstens etwas. (Hier, na – Kekskrümel!) Ein anderer Bekannter meinte: Er weiß nun, dass ich das doof finde, aber nicht warum. Das beantwortet der Film tatsächlich nicht. Ich frage mich aber: Warum muss ich erklären, was an Rumgemackere doof ist? Es gibt genug „Feminism 101“-Blogs, die das erklären. Menschen, die diese Sprüche schon mal hören mussten, wissen genau, was damit nicht stimmt. Ich wollte Widersprüche zeigen: z. B. Typen, die erst Victim Blaming erklären und später selbst Victim Blaming betreiben ohne es zu merken. Alles schon passiert.
Eine Person hat den Film in einem Seminar über hegemoniale Männlichkeiten gezeigt, was mich sehr gefreut hat. In Kombination damit kann das Video sogar mehr als nur parodieren. Es soll, auch von den Cis-Typen, gut aufgenommen worden sein. Erkenntnis ist der erste Schritt zur Besserung… und der zweite in diesem Fall? Klappe halten und zuhören.
Mädchenblog veröffentlichte ebenfalls einen Artikel über den Film.
„Feministischen Cis-Mackern aufs Maul geschaut“ auf Vimeo.
Klasse Film – ist der Song im Abspann eigenständig und wenn ja könnt ihr nen Link posten?
Ja, der ist eigentständig. Guter Hinweis. Den Song findest du hier.
Ich schreib den Link auch gleich in die Videobeschreibung rein.