Herzbrille
zwischen den welten blühen die fragen
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[…] Über besondere Fähigkeiten und bereichernde Aspekte von Bi*kulturalimus habe ich bereits in “Integra-was?!” geschrieben (gegen Ende). Doch das Leben zwischen den Welten ist oft geprägt von Identitätschaos, […]
Lass dir das, was du hast, nicht nehmen! Von niemandem!
Höre die Musik, die du willst!
Auch Deutsche hören ihre Volksmusik und ihren Schlager und werden oft verschmäht.
Und seit ein paar Jahren ist es wieder „in“.
Trau dich.
Stehe zu dem, was du magst und verstecke dich nicht!
Danke für die ermutigenden Worte. 🙂
Es geht mir aber nicht vordergründig um Musikgeschmack, dann wär das ja voll einfach!
Sondern um das Gefühl von Entwurzelung bei Postmigrant_innen, die sich weder im Herkunftsland (der Eltern) noch im Einwanderungsland
zuhause fühlen können.
Interessanter Gedankengang, alles, was du (be-)schreibst, kenne ich zur Genüge.Dieses hinundher, wozu-gehöre ich, was mag ich usw.Vor allem auch dieses, sich mit Leuten auseinandersetzen und „rechtfertigen“ zu müssen. Irgendwann habe ich beschlossen, auf alles zu scheißen, aber nicht so, in diesen engen Schubladen des Entweder-Oder. Sondern positiv.Erstens: ich bin ein Mensch.Ich bin zusammengesetzt aus 3 Kulturen.Mein Vater Iraker, meine Mutter Deutsche, ich, geboren und aufgeachsen in der DDR.In dieser DDR fühlte ich mich nicht zu hHause, aber sie war mir vertraut.Niemand hat jemals meinen Namen richtig ausgesprochen. Ich mußte ihn immer buchstabieren. Ich wurde immer gefragt, auf dem Spielplatz, wann wir denn wieder nach hause gehen würden…Wenn du in einem Land lebst, wo du Deinen Namen immer buchstabieren mußt, fühlst Du dich nie zu Hause. Als ich 20 war, gab es die DDR nicht mehr. Deutschlandeinigvaterland. Es war zwar nicht so sehr mein zu hause, aber etwas Vertrautes, das war plötzlich weg. Gibts nicht mehr. Ich kann nicht hinfahren und gucken, weil da, wo früher DDR war, ist heute Ganzdeutschland.Ich fühle mich richtig heimatlos.Das hat aber auch was Gutes. Kein Platz für Nostalgie. Und Besinnung auf mich selbst. Wer bin ich, was bin ich, was will ich.Ich fühle mich weder-noch. Ich mag irakisches Essen, irakische Musik, bin stolz auf die uralte lange Geschichte, die Philosophen. Ich mag die deutsche Liberalität, die Anonymität der deutschen Großstadt, die Entfaltungsmöglichkeiten gerade für mich als weibliches Wesen. Als politischer Mensch bin ich links und weiß um die vielen Vorzüge der DDR, die mich nie geliebt hat und die nie mein Zuhause war, aber meine Vertraute war und der gegenüber ich loyal war und bin……..
Klasse Film – ist der Song im Abspann eigenständig und wenn ja könnt ihr nen Link posten?
Ja, der ist eigentständig. Guter Hinweis. Den Song findest du hier.
Ich schreib den Link auch gleich in die Videobeschreibung rein.
cooles gedicht. gute gedanken warum es eigentlich tabu ist über triple anal fists zu diskutieren und gangbangbukkake pisspornos. 😉 schön sowas in dem kommentar zu einem gedicht schreiben zu können. … ich versuche generell sowieso tabus zu brechen. in meinem 2016 erscheinenden sci-fi-roman schreib der hauptprotagnonist geekporn, was kurz erklärt pornos mit comicfiguren ist (catwoman die von wonder woman mit einem zepter als strafe penetriert wird…).
aba wirklich cool. ich sollte so ein gedicht auch mal schreiben. versuche nicht immer anzuecken, meistens tue ich das indem ich über drogen dichte nicht über pornos. ist meiner meinung nach ein ähnliches tabu wenn man positiv über lsd schreibt.
Es geht mir aber gar nicht um „Tabubruch“, sondern darum, dass sich vor allem sexpositive Feminist_innen als so offen inszenieren, und kein Blatt vor den Mund nehmen, das so ein bisschen Common Sense in der Szene ist, doch das wirklich drüber reden vielen schwer fällt und es für vieles keine Sprache gibt, oder die Angst sich zu blamieren, wenn 1 Wünsche äußert, größer ist. Also vermeintliche Offenheit vs. Sprachlosigkeit…
[…] Distelfliege: „Sei doch einfach du selbst!“ – ein wunderbarer Rant von […]
Ein extrem interessanter, reflektierender Text. Gerade weil ich mich vor kurzem sehr an einem Text zu rape play gestört habe, der genau diese konsensuellen Vorbesprechungen *nicht* drin hatte, sondern extrem verstörend war und die aktiv handelnde Person wirklich so eine ekelhafte „ich kann ja einschätzen, dass sie es wollte!“-Einstellung hatte, ist so etwas sehr wichtig und beruhigend für mich zu lesen. Es geht eben auch anders!
Ich finde allerdings auch die Frage sehr schwierig, ob rape als Fantasie so erstmal funktionieren kann und ohne diese vorherigen Klärungen eine Daseinsberechtigung hat. Oder generelle Beschreibungen von grenzüberschreitendem Verhalten, die erotisiert werden, wie es z.B. „50 Shades of Grey“ tut. Als Anleitung für BDSM ist es Schrott, darüber braucht wohl niemand mehr diskutieren; aber solange Menschen darüber aware sind, dass das nicht so laufen sollte, ist es dann in Ordnung das quasi pornografisch zu nutzen?
In meinem Empfinden hat das auch etwas mit Zielsetzung zu tun; da hatte dein Film natürlich eine ganz andere und darum weiche ich jetzt vielleicht auch etwas vom Thema ab. Mein Gedanke ist in etwa so: Als pornofiktionelle Darstellung, als Fantasie funktionieren viele nichtkonsensuelle Vorstellungen nun mal für gefühlt extrem viele Menschen ziemlich gut. Eine Kontextualisierung als „eigentlich steckt dahinter aber consent“ ist in diesem Fantasie- und Porn-Kontext von vielen mit denen ich gesprochen habe nicht gewünscht. Gerade wenn eins sich im Kopf etwas ausmalt, wird dieser Schritt oft übersprungen und ist in dem Sinne ja auch nicht problematisch, weil der fantasierenden Person ja klar ist, dass es sich um eine Fantasie handelt. Bei pornografischen Medien wird dies schwieriger, schon bei Texten – reicht es aus, dass z.B. meine erotische Fanfiction in einem Fantasy- oder SciFi-Kontext angesiedelt ist, damit Menschen die Einstellungen nicht auf reale Personen beziehen und real grenzüberschreitendem Verhalten Vorschub leisten? Mein Bauchgefühl sagt nein, ich finde es aber auch schwierig Leute für ihre reinen Fantasien zu verurteilen.
Und natürlich: bei Bildmaterial wird es nochmal schwieriger. Da sehe ich in dem Ansatz, den z.B. Kink.com betreibt (das pornografische Video ist umschlossen von einer Vor- und Nachbesprechung, die „out of character“ stattfinden und explizit die Grenzen der Hauptdarstellerin besprochen), schon mal einen Schritt in die richtige Richtung – bin aber dennoch skeptisch, weil im fertig geschnittenen Video *niemals* eine Situation gezeigt wird, in der ein safeword benutzt und dieses auch respektiert wird. Macht ja irgendwo Sinn, aber bringt auch niemandem diesen in der Praxis wichtigen Teil bei.
Hier könnte man viel viel VIEL mehr tun, in jeglichem Kontext. Die Darstellung von „jemand stößt an eine Grenze und dies wird respektiert/darauf wird eingegangen“ findet sich viel zu selten, und dadurch wird im Grunde genommen ein safeworden auch tabuisiert. Kennst du Texte oder Filme, in denen sich so etwas findet, und das Thema von „an Grenzen stoßen“ auf diese Weise positiv verarbeitet wird?
Ich finde vieles sehr interessant uns spannend, was du ansprichst. Die Schwierigkeit liegt wohl darin, dass BDSM mit Szenarien spielt, die nicht konsensuell sind, jedoch konsensuell ist (hoffentlich). Die reine Fantasie ist dann eben nicht konsensuell und es ist meiner Meinung nach voll in Ordnung, wenn Menschen Sachen konsumieren, die diese Fantasie befriedigen, wenn ihnen dabei klar ist, dass das in der Realität anders ablaufen muss. Gleichzeitig denke ich, es gibt ja auch so etwas wie Film- und Pornosozialisation: Wenn ich mein Leben lang gesehen habe, wie erotisiert wird, dass sich Frauen vorm Sex zieren oder medial nur perfekten Fetisch-Sex gesehen habe (oder darüber gelesen habe), komm ich mir vielleicht komisch vor, wenn ich Grenzen ziehen will und muss: Weil das als unerotisch gilt. Da ist die Richtung von Kink.com schon gut, um wenigstens zu zeigen: Es gibt ein Vorher und Nachher, das gehört immer dazu, und die Darsteller_innen haben ein Wörtchen mitzureden. Pornografie hat aber meiner Meinung nach noch mehr Potenzial.
Ich hab mal in einer alten Siegessäule aus den 80ern, also als HIV ein sehr aktuelles Thema war, einen Artikel gelesen mit dem Titel „Ich hasse Kondome“: Der Autor hat beschrieben, dass er leider keine andere Wahl hat als Kondome zu benutzen und es deshalb nicht darum gehen sollte, sich zu überwinden, sie zu benutzen, sondern sich eine Erotik vorzustellen, in der Kondome dazu gehören und kein Abturner sind. Das hat mich auf die Frage gebracht, wie die Darstellung von konsensuellem BDSM-Sex trotzdem reizvoll sein kann ohne der „reinen Fantasien“ etwas weg zu nehmen. Vielleicht indem die Fantasie als Fantasie markiert gezeigt wird (andere Farbeinstellung, whatever) und der Film immer mal wieder zu der Realität zurück switcht, wo auch mal Pannen und Safewörter vorkommen können und auf die Beziehung der Spielpartner_innen eingegangen wird? Da wär die Frage weniger: „Hat die Fantasie eine Daseinsberechtigung?“, sondern: Wie können wir uns BDSM-Porno noch denken, außer die nicht konsensuellen Fantasien zu reproduzieren? Da geht noch mehr!
Bei meinem eigenen Film bin ich vielleicht etwas strenger, weil er ja kein Porno war, sondern ein Kurzfilm mit der Intention über eine Sexualpraktik aufzuklären, da finde ich die fehlende Auseinandersetzung mit der Praktik und Konsens echt sehr fatal und denk mir: Noch so einen Film über BDSM braucht die Welt nicht. Wie du schon sagtest: Die Zielsetzung ist die Frage.
Es gibt viel alternative und feministische Pornografie, die Sachen in die Richtung versucht… leider bin ich so schlecht mit Titeln. 😛 Ich kann das Pornfilmfestival in Berlin empfehlen (auch wenn da nicht alles so cool ist) und bei Laura Merritt gibt es immer mal wieder einen Porno-Salon, falls du das noch nicht kennst (wohnst du eigentlich in Berlin?), wo sie queer*feministische Filmchen zeigt und bespricht. Sie kann auch sicher viel empfehlen.
P.S Was ist der Unterschied zwischen pornografisch und pornofiktionell? Ist das eine die „reine Wichsvorlage“ und das andere ein Film mit expliziten Szenen oder ein Roman? Ich weiß nicht, ob ich deine Unterscheidung da so richtig verstanden habe.
Danke für deine Antwort; das sind ja mal so einige Ansätze! Ich muss gestehen, dass ich den Gedanken, Dinge die man (noch) als unsexy empfindet quasi bewusst zu erotisieren etwas seltsam finde, also wie bei den Ko domen. Ich bin neugierig, wie sich das umsetzen ließe 😀 Das klingt für mich wie ein bewusstes antrainieren wollen von Fetischen und das hab ich noch nicht funktionieren sehen… bin also skeptisch.
Ich komme aus NRW, da ist Berlin leider sauweit weg und ich verpasse sicherlich viele Veranstaltungen in die Richtung ^^ Aber vielleicht lassen sich entsprechende Sachen ja auch im Netz irgendwo finden…
Zu „pornofiktionell“: ich meinte das im Sinne einer Unterscheidung nach Medium. Pornografisch stelle ich mir halt als Bild oder Film vor, weil „grafisch“. Pornofiktionell wäre eben 50SoG, Erorikliteratur, allerlei Fanfiction, manche Writings auf Fetlife usw.
Wichtig ist, dass diese explizit als unecht gelabelt sind, als Fiktion. Eine direkte „true story“-Beschreibung von Rape auf FL ist halt einfach nur ekelhaft, und zwar egal ob der Autor einen realen Umstand beschreibt oder eine Fiktion. Es ist wichtig, dass dem Lesenden klar ist, dass es sich um Fiktion handelt, wenn darin problematisches Verhalten als etwas geiles abgefeiert wird. Macht das den Begriff deutlich?
Hm. Vielleicht hast du mich etwas falsch verstanden: Wenn ich darüber nachdenke, wie BDSM-Porno mit konsensuellem Sex reizvoll sein könnte, trainiere ich niemandem etwas an. Wen’s langweilt, den langweilt’s halt. Ich stelle mir lediglich die Frage: Kann denn das gleiche BDSM-Szenario immer noch sexy sein, wenn 1 sieht, dass es konsensuell ist?, und sehe es eher als Herausforderung für einen eigenen Film. Es ist mehr eine Suche nach mehr Ausdrucksformen und Darstellungen von BDSM. Sicherlich gibt es einige, die sich nur die „reine Fantasie“ anschauen möchten, aber BDSM kann schließlich so vieles und vielfältig sein. 😉 Was du als „bewusst erotisieren“ bezeichnest, würde ich eher als neugierig machen sehen: So wie mich irgendein Fetisch, von dem ich nur etwas gelesen habe, neugierig machen kann, kann es vielleicht auch so ein Film (ob als Filmemacherin oder Zuschauerin). Vielleicht war das Beispiel mit dem Kondom blöd, weil es dabei um Ansteckungsgefahr geht. Dennoch sehe ich Erotik und auch als etwas, das gesellschaftlich konstruiert ist: Was hier als erotisch gilt, muss es woanders nicht sein, oder während es in den 80ern hieß „Oh, nein, Kondom!“, ist Safer Sex für die Kiddies heutzutage normaler geworden.
Ich guck mal, ob ich ein paar Links finde… 🙂 Gerade fällt mir nix ein, aber vielleicht lande ich mal im Porno-Salon von Laura Merritt und lass mir ein paar Titel nennen.
Die Unterscheidung „pornofiktionell“ und „pornografisch“ macht jetzt schon mehr Sinn, danke.
Zu dem Problem mit Kondomen: Es gibt ja schon auch Leute mit Latex-Fetisch 😉
Ernsthafte Vorschläge:
1. Richtige Kondomgrößen hernehmen mindert die Abneigung weil „unbequem“ oder „man spürt weniger“… Die meisten Schwänze tragen zu kleine Kondome, ich stell mir das in etwa so vor wie einen zu engen Latexhandschuh zum Abspülen zu tragen…
2. Damit das Überziehen beim Sex nicht mehr so stört oder in Pornos auf Schwänzen einfach gar kein Gummi verwendet wird, bzw der Teil des Überziehens rausgeschnitten wird: Mit dem Mund überziehen. Lässt sich super als Einstieg zum blasen verbinden. Funktioniert in der Regel super!
(Meine Erfahrung bzgl den beiden Punkten liegt schätzungsweise irgendwo im unteren dreistelligen Bereich, was vermutlich höher als Durchschnitt mit Mitte zwanzig ist.)
Wenn ich mir Kink.com und andere Pornos anschaue, dann überspring ich die langweiligen Anfangsminuten immer… Insofern wäre das Einklammern von Konsens nicht so effektiv. Besser find ich diese Farbtünch Idee von herzbrille… Auch wenn ich eigentlich einen farbstichigen Porno ablenken fände.
Ja echt knifflige Frage, wie man das in nicht-dialogischen Medien umsetzen kann…
Noch dazu, wenn man wie ich sich regelmäßig ein #fail verdient, wenns um Konsens und anderer Leute Grenzen erkennen im realen Leben geht… (Gibts dazu eigentlich Übungsworkshops, so wie für Tanzen und Kampfsport und Yoga auch Kurse macht?!)
Reblogged this on buildingsnbridges.
Danke! Für’s Spiegel-vorhalten, aber auch für’s mich verstanden-fühlen und für Motivation es ab jetzt besser zu machen. Nur momentan geh ich auch mit Scheuklappen durchs Institut, dafür fehlt mir weiterhin eine Alternative..
Das, was du beschreibst, kann ich zumindest von der Uni-Ebene her durchaus nachvollziehen. Einige meiner KomillitionInnen aus der Bachelor-Zeit konnten nicht mal in der privaten Runde beim Kartenspielen auf allzu verschwurbelte Sprache und ständige Referenzen auf gelesene Texte und AutorInnen verzichten. Ich habe vor kurzem meine Masterarbeit eingereicht und , denke ich, mir doch einen Rest an „Arbeitersprech“ erhalten, den ich aus meiner Familie mitbekommen habe. Mir fällt es, wie du es gut beschreibst, noch heute schwer, komplizierte Satzgebilde mit aneinandergereihten Fachbegriffen zu verstehen, wenn ich es nicht mehrmals lese. Was ich bei DozentInnen noch irgendwo nachvollziehen kann – die haben ja auch mit ihresgleichen zu tun und publizieren Texte am Fließband – stößt mir in Bezug auf andere StudentInnen sauer auf. Warum kann man Sachverhalte nicht auch in einfacher Sprache darstellen? Wegen der sonst fehlenden Abgrenzungen? Das mag ja in Fachtexten noch halbwegs gelten, aber in einem Seminar zum Verständnis und Vertiefung ist doch mehr oder minder definiert, worüber gerade gesprochen wird. Aber da wird wohl gern das eigene Ego und Wissensstand poliert, weil sonst nicht viele Qualitäten vorliegen …
Wie auch immer: Ich wünsche dir alles erdenklich Gute beim Schreiben deiner Bachelorarbeit. Niemals aufgeben, niemals kapitulieren 🙂
Danke. Dass du das mal aufgeschrieben hast. Ich hab meinen Studienabbruch (und was dazu führte) immer noch nicht geschluckt, aber ich bin gerade sehr froh, dass du dich traust (das Wort kommt jetzt aus meiner Unsicherheit), so klar und offen und deutlich zu sagen, was die meisten sehen, aber nicht wissen wollen, weil sie in der Zeit, die Reflektion braucht, lieber ihre Performance polieren.
(Wenigstens hatte ich das Semesterticket.)
Viel Erfolg mit der B-Arbeit!
Großartige, bewegende Rezension. Danke.
Ich habs sogar mittlerweile geschafft, 15 Jahre in der Szene zu verbringen, ohne auch nur eine Spur von diesen alten Bands zu kennen. Das liegt einfach daran, daß ich die endsiebziger bis endachtziger für die schlimmste Zeit halte, in der Musik produziert wurde. Ich bin nämlich Mitte vierzig und drin aufgewachsen. Die 80er Jahre Stücke hören sich in der wiedervorlage billigst produziert an. Und da ist es völlig egal, welche Musik man sich anhört. Sogar die 80er Scheiben der Rolling Stones hören sich endscheisse an. Es war ein Jahrzehnt der Rückkehr der Spießigkeit und der uniformität. In den 80ern huldigte man den konservativen 50ern und in Filmen wie „zurück in die Zukunft“ rannte ein braves Bübchengesicht wie Michael J. Fox mit chicen Haaren in 50er Jahre College Jacke rum.
In den 80ern habe ich lieber die Musik der 60er und 70er gehört, Also Hendrix, Joplin, Bob Marley, Pink Floyd, The Doors. Nach dieser Zeit waren die 80er einfach nur noch Mega peinlich. Wenn ich heute die Elder Goth leute in den Classic Areas der Clubs herum wanken sehe, in ihren lächerlichen Klamotten mit den lächerlichen Tanzmoves, weiß ich nicht, ob ich lachen oder weinen soll.
Interessant wurde es erst wieder Ende der 80er, als die Jugend die Schnauze voll hatte von glattgebügelten Bands. Da kam ein Kurt Cobain, Soundgarden, die Cranberries, Stone Temple Pilots und andere, die plötzlich wieder rockiger, punkiger daher kamen.
Leider hielt das auch nur ein paar Jahre an, und nach dem verschwinden des Grunge gabs dann wieder nur noch langweiligen Einheitsbrei. Mitte der nullinger Jahre schlenderte ich also gelangweilt nach etlichen Jahren mal auf eine gemischte Party. Oh, und ich war überrascht. 2005 war großartig. Es gab die wild mit den Armen wedelnden Hardcorer, Emos, die Gruftis hatten irgendwie überlebt, genau wie die Metaller. Und dann sah ich das erste mal junge Leute, die auf das „Glühwürmchen“ Zeug tanzten. Diesen neuen, erfrischenden „Industrial dance“. Das war auf irgendeinem langsamen Combichrist oder Suicide Commando Stück. Und da wars um mich geschehen. Diese Musik, dieser Tanzstil, diese Outfits. Sie verkörperten perfekt die heraufziehenden Zeiten nach dem „Ende der Spaßgesellschaft“ nach dem 11. September. Ein Amerika unter Bush, das die Bürger immer mehr überwachte, wie in einem SF Film. Wo es plötzlich eine „Heimatschutzbehörde“ gab, die beklemmend an die Bücherverbrenner aus „Fahrenheit 451“ erinnerte. Und diese Bands wie Tactical Sekt oder FGFC thematisierten die beklemmung der damaligen Zeit. Leider von den Gruftis völlig ignoriert.
Seitdem bin ich dort zuhaus. Ja, es gibt noch ein paar Glühwürmchen, aber die waren nie Tänzer. Die haben halt auch auf der Tanze rumgestanden, das wars. Und der Rest der Goth Szene hat nie begriffen, was das überhaupt ist. Sie verplemperte ihre Zeit lieber damit, Glühwürmchen so lange zu mobben, bist sie aufgaben und abhauten. Oder damit, junge Szeneanfänger mit ihrem alten Mist zu indoktrinieren. Und heute gibt es mittzwanziger, die so tun und aussehen, als wären sie in den 80ern aufgewachsen, wie ich. Auch das sieht meist megalächerlich aus.
Die Aggrotech/Hellectro Welle war das letzte an Innovation, was diese Szene gesehen hat. Danach wurde Ende der nullinger wieder auf Synthpop Mist umgeschwenkt. Das Ergebnis sieht man heute: Parties und Clubs sterben, und auf den Festivals werden die immer gleichen Bands herum gereicht. In unseren leeren Clubs rennen ü40er rum und ihre Alterskollegen stehen hinter dem Pult.
Daß es auch anders geht, beweist die nicht totzukriegende Techno Community. Ein Bootshaus in Köln z.B. platzt aus allen Nähten, und da gibts so gut wie keine alten Säcke wie mich. Fragt sich also, was man an unserer Szene endlich mal ändern müßte.
übrigens: die Emos und Cybers waren die letzte Jugendkultur. Ist dir schon mal aufgefallen, daß es seitdem nie wieder was gab? Das ist jetzt mittlerweile 15 Jahre her.
Da stellt sich doch die Frage, ob man das alles nicht schützen sollte. Vor dem verschwinden. Ich persönlich vermute ja, daß das alles aus einem Mangel an Generationenkonflikt heraus kommt. Die geilsten und wildesten Jugendkulturen der 50er – 70er entstanden doch da, wo ein Sohn sich mit dem Vater geprügelt hat, und sich dann erst mal verpisst hat. Unverstanden und wütend auf den Status quo. Und dann kam auch das politische Interesse.
Ich lasse die Grufti Bands der 80er da liegen, wo sie hingehören. In den 80ern. In der Wiedervorlage klingen sie eh lächerlich. Und bedenkt man, wer damals am oberen Ende der Musiker war, dann merkt man erst, wie drittklassig die wirklich waren. Denn selbst eine Tina Turner oder ein Phil Collins, Sogar ein Sting – sie alle überragen eine Soiuxsie, The Cure oder die Sisters um Meilen. Das geht mir übrigens beim Industrial genauso. Da werden Bands wie Throbbing Gristle in den Himmel gehoben. Für mich sind das Idioten, die sich so anhören, als hätten Pink Floyd ihre Instrumente die Treppe hinunter geschmissen.
Vielleicht solltest du mal die Musik wieder raus kramen, die dir zuerst gefallen hat. Beende den Abnabelungsprozeß und gehe deinen eigenen Weg. Ohne die alten, in der Wiedervorlage hoffnungslos überbewerteten Bands. Denn wenn man sich immer weiter entlang hangelt zu den „wahren“ Roots – dann ist man eines Tages bei Bach, Beethoven und Mozart.
Ich persönlich wurde übrigens nicht durch eine Goth Community politisiert, sondern durch ganz banale Friedensdemos. Dafür mußte ich nicht in US Foren herum gucken, sondern nur vor meine Haustür. Aber ich stelle auch fest, wie erschreckend desinteressiert die Gruftis heute sind. Ich denke, wenn Leipzig einen AfD Bürgermeister bekommt und das WGT in Gefahr ist, und Gruftis in den Straßen verhauen und gemobbt werden zwischen Kiel und Konstanz – DANN werden sie was merken. Aber dann ist es vielleicht schon zu spät.
Aber es gibt Hoffnung. Und endlich mal wieder einen erfrischenden Generationenkonflikt. Fridays for Future rüttelt die Welt der erwachsenen durch, und Greta wird heute so gehaßt von der Elterngeneration, wie Elvis oder damals die Beatles, die „die Jugend verführten“ 😀 … Insofern: wir sehen spannenden Zeiten entgegen.
Hey Peter, vielen Dank für den langen Kommentar und die ausführlichen Einblicke in deine Szene-Erfahrungen und Wahrnehmungen. Du magst sicherlich Recht damit haben, dass die Politisierung, der Generationskonflikt und die dringend nötige anti-rassistische Bewegung nicht bei den Gruftis stattfinden wird. Sicherlich stimmt es, dass viele Goths in Deutschland desinteressiert sind, was Politik angeht… umso erfrischender fand ich es als ich das Gegenteil in der US-Szene gefunden habe. Ich mache mir da keine Illusionen – für meinen Aktivismus ist nicht die Goth-Szene im Mittelpunkt. Wenn ich eine progressive Bewegung suche, werde ich woanders fündig werden. Die Goth-Szene ist eher ein Teil meiner subkulturellen Zugehörigkeit, mein subkulturelles Zuhause quasi, in das ich politische und progressive Inhalte reintragen möchte – denn diese waren schon immer ein Teil der Szene, auch wenn sie der 08/15-WGT-Goth ignorieren möchte. 😉
Ich habe noch nie die Musik verleugnet, die mir zuerst gefallen hat. Ich stehe voll dazu, dass ich HIM und Evanescence als Babybat geliebt habe… und „Venus Doom“ von HIM ist ein verdammt gutes Album, das finde ich auch immer noch! Aber na ja, auch Sisters of Mercy und Deine Lakaien habe ich als Teenie geliebt und The Cure begleiten mich seitdem ich 14 bin. Es ist dein gutes Recht 80er Postpunk und Goth überbewertet und schlecht zu finden, aber lass uns anderen doch den Spaß! 😉 „Back to the roots“ wollte ich nicht, um mich „abzunabeln“, sondern, weil ich den oldschooligen Kram tatsächlich mag. Und als ich gesehen habe, wie viele dieser alten Bands ich noch nicht kannte, wollte ich das unbedingt nachholen. Zu viel Nostalgie ist jedoch ungesund, da werden wir uns einig sein. Umso besser, dass so viel neue Goth-Musik darauf wartet entdeckt zu werden!
[…] habe ich bereits in diesem Artikel […]
[…] Menschen mit Ostblock-Geschichte eint häufig die Erfahrung von antislawischen Rassismus – und das unabhängig davon, ob sie sich als „slawisch“ definieren, oder nicht. Gleichzeitig haben viele PostOst-Menschen das Privileg, äußerlich als Weiße gelesen zu werden. Paula Balov hat auf ihrer Website eine Einführung zu dem Thema veröffentlicht. […]
Vielen Dank für die Erwähnung und Verlinkung!
[…] wunderbare Herzbrille hat Goth und Postpunk aus Ex-Jugoslawien für uns zusammengestellt. Mit Youtube-Videos, die ihr einfach nur anschauen bzw. -hören müsst. […]
Vielen Dank für die Erwähnung. 🙂 Ich wünsche dir viel Freude mit den Songs!
Hallo, leider wird auch in der deutschsprachigen akademischen Slawistik oft noch ein Bild von „den“ Slaw*Innen vermittelt, das auf Klischees und Fremdbeschreibungen beruht. Interessant fand ich außerdem die Ansichten Slavoj Žižeks über Südosteuropa.
„Einmal Grufti, immer Grufti“,
das waren genau meine Worte mit denen ich mich vor gut 20 Jahren vom Schwarzen verabschiedet habe. Und echt lustig, dass diese Diskussionen und nichtkörperlichen Anfeindungen über die Vielfältigkeit in der Szene die gleichen geblieben sind. Selten ist meinereins so ein peinlicher Elder-Gruft und bewegt sich komisch auf der Tanzfläche und wenn dann wieder dunkler Techno, was als neuer Industrial bezeichnet wird, läuft, dann geht er hald von der Tanzfläche. Hey, Gothicsound war schon immer vielfältig und wenn man da alles mag, dann muss man ja völlig gaga in der Birne sein. Obwohl, wenn ich mir da meine Plattensammlung ansehe, hmm, da sind höchstens zwei drei Meter schwarzer Sound und damals habe ich ja noch gar kein Vinyl konsumiert. Okay, kurz gesagt: Musik ist vielfältig, Klamotten sind vielfältig, Gothics sind unterschiedlich, war schon immer so, mir doch egal, bzw. das ist doch auch irgendwie interessant.
Eigentlich gings doch um Politik, oder???
OK, Politik hat auch was mit Musik zu tun, aber dazu später…
Ich war 1993, 1994 und 1996 auf dem WGT – 95 war ich auf irgendeinem Punkfest. Damals gabs natürlich auch schon Armeeklamotten, Naziästhetik und zweideutige Texte. 93 oder 94 hat sich ne italienische Industrialband sogar mit dem Hitlergruß verabschiedet. Gibts heute sowas noch auf der Bühne? Glaube eher nicht.
Aber was soll der ganze Mist? Alles nur getarnte Nazis? Früher sagte ich immer zu meine Punkfreunden: „Biste Schwul und Nazi, musste Grufti werden“ – übrigens, nein, ich bin nicht homophob… Hmm, bringt uns jetzt aber auch nicht weiter… Vielleicht so: Einmal Grufti, immer Grufti. Jeder Grufti ist oder war Gothic. Nicht jeder Gothic ist Grufti.
Häh? – Was redet der da?
OK, ist natürlich ein wenig Eigendefinition, aber was solls!!
Was ist der gemeinsame Nenner von diesen Schwarzen? Naja, ein gewisses Interesse am Tod, ob jetzt passiv oder aktiv – 😉 . Naja, was noch? Melancholie – auch, möglich, obwohl… Faszination am Bösen – bestimmt, muss ja nicht ausgelebt sein. Das Mensch – hmm?
Bei Mensch muss ich irgendwie immer gleich an Neubauten denken, sorry… Oder an diesen Auftritt von der wenig redenden Gruftifrau aus der Gungecartoonserie Daria, Season 1, aus den 90ern.
Aber was mach den Menschen aus? Der Mensch hat Sex, macht Kriege und verkauft kleine überteuerte Plasikglühwürmchen, welche in Nordkorea hergestellt wurden – kurz, der Mensch ist böse, zumindest auch. Nun ja, was hat das jetzt mit Politik zu tun? Eigentlich Alles!
Meiner eins ist ja Grufti, nein, eben nicht Gothic, der zweiten, wenn nicht sogar dritten, Welle. Die erste entstand ja aus der politischen Subkultur Punk. Ihr wisst noch, die Oldskoolpunks mit No Future und so. Da gings um Hass und Wut auf das herrschende System. Um Lösungsansätze wie Extremkommunismus, welcher nicht nur eine Parteiendiktatur ist. Um Anarchie und somit auch um Selbstzerstörung. Ihr erinnert euch, da gabs doch so Eldergruftsound der ach so rechtsradikalen Death in June, Sol Invictus und dieses ganze Neofolkgeraffel. Meine Empfehlung wäre einfach mal deren Bandgeschichten auf Wikipedia nachzulesen. Das System war und ist menschgemacht. Es gibt Probleme, Ungerechtigkeiten und in den meisten Fällen wird das, zumindest weltweit gesehen, nicht besser. OK – und was hat das jetzt mit Gruftis zu tun? Naja, das waren dann die, die erkannt haben, dass egal was man macht, es eh Nichts bringt. Das es böse war und wieder böse werden wird. Hallo, wenn das mal nichts mit Politik zu tun hat. Und das „böse war“ hat natürlich viel, nicht nur, mit der jüngeren Menschvergangenheit zu tun. Da gabs dann so Leute wie mich, welche erst in der Pubertät erfahren, dass diese Nazivergangenheit nicht nur Teil unserer Kultur ist, sondern auch Teil ihrer eigenen Familiengeschichte. Eine gute alte Freundin, eine Elderpunx sozusagen, war und ist düsterer drauf als so mancher Gothic. Die hat aber als Kleinkind auch miterlebt wie ihrem Vater Hunderete unterm Skalpell wegverreckt sind und ihre Verwandtschaft hatte nix besseres zu tun, als diesem komischen kleinen Mädchen das Schießen mit der Maschinenpistole beizubringen. Sie ist übrigens ursprünglich aus Kroatien.
Jetzt gab und gibt es so ach so rechtsradikale Bands wie Front 242 die einem die Bedienung einer Kalaschnikow beibringen . Oder Feindflug, welche Panzer als ästhetisches Mittel in ihren Videos benutzen. Oder Liedtexte wie „Richtig ist es nicht, aber notwendig“ von Wumpscut:. Einmal davon abgesehen, dass dies echter Industrial ist und nicht nur ein auf düster gemachter Bullshittechno, frage ich mich schon, ob dies rechts ist. Nein, eben nicht, zumindest nicht unbedingt. Es ist eine Betrachtung des Inneren des Menschen und deren bösen Auswirkungen. Es ist die Bewusstmachung, dass dies Teil unserer Geschichte ist und leider auch wieder werden wird. Es ist die Verzweiflung, Verbitterung und was weiß ich noch alles, dass der Mensch so ist wie er ist. Ich bin noch ein Kind des Kalten Krieges und obwohl dieser endlich zu Ende war, bin ich Grufti geworden. Meine Eltern sind die letzte Generation, welche als Kleinkinder noch den Zweiten mitgemacht haben. Meine Großeltern haben gleich zwei mitgenommen. Hippies waren Mami und Papi nicht, aber ihren persönlichen Schlag haben sie auch. Verstanden was ein Grufti ist, haben die bis heute nicht. Ja, es gab und gibt Rechtsradikale in der Szene. Meiner Meinung nach schon. Aber nicht jeder der nen Armeemantel trägt und Musik mit zweideutigen Texten hört, ist rechtsradikal. Nur weil man fest davon ausgeht, dass früher oder später sowas wie der Dritte Weltkrieg kommen wird, ist man noch lange nicht Befürworter des Selbigen. Nur weil man davon ausgeht, dass dieses Mensch zu dumm, zu egoistisch, hald allgemein zu böse ist, um das Böse zu verhindern, möchte man das nicht automatisch selbst.
Gruftis sind für mich Beobachter. Sie schauen sich diesen ganzen Wahnsinn an und denken sich ihren Teil. Zu fröhlich gelaunten Trallalamenschen werden sie dabei nicht. Übrigens solche Beobachter gibt es in so manchen Subkulturen, nicht nur in der schwarzen Szene. Ja, das hat was mit Politik zu tun! Diese Naziästhetik gibt es sogar in anderen Musikrichtungen. Mal ein wenig Psychoedelic Rock anschauen. Nein, dass sind nicht nur pilzefressende Pseudometaller. Das mit der Vielfältigkeit ist eh so ne Sache. Für mich war Soundgarden damals Kommerzbullshit. Wäre ich zwei drei Jahre jünger, wäre es nicht so gewesen. Sound verändert sich und wenn du älter wirst, dann magst du hald auch noch das was du früher gehört hast. Hauptsache man hört auch in zwanzig Jahren nicht die Hitparade. Und sorry, mit crystalverseuchten, monotonen Techno habe ich nie was anfangen können, wenn dann bitte gleich 8Bit-Sound. Deshalb hab ich aber noch lange nichts gegen Leute die zwanzig Jahre jünger sind und sich Dark Techno anhören. Ich hab eigentlich nur was gegen die Menschheit. Oder ein Beispiel aus der schwarzen Szene. Die ach so altgediegene SM-Band Umbra et Imago fand ich musikalisch schon vor gut 25 Jahren grottenschlecht. SM ist zwar nicht so meins, aber jeder so wie er will. Und wenn schon SM, dann bitte doch Die Form. Aber das ist hald die schon durchaus interessante Vielfältigkeit.
Zurück zur Politik. Für mich ist Politik nicht nur links und rechts. Sie ist eher wie eine Kugel mit einem Mittelpunkt, welche sich ausdehnen und zusammenziehen kann. Ob sie frei schwebt und wandern kann, weiß ich nicht. Links Rechts ist klar, obwohl da eigentlich gar nix klar ist. Oben Unten ist die Macht. Macht hat selbstverständlich sehr sehr viel mit Geld zu tun, aber eben nicht nur. Nur so zum Beispiel, Kirchen waren und sind immer noch sehr mächtig. Oder warum wird so mancher Geistlicher, welcher kleine Kinder sehr sehr lieb hat, nach wie vor nicht behelligt? Ich war im Laufe der Jahre schockiert wie viele solch behelligter Existenzen sich dann in irgendwelchen Subkulturen desorientiert verkriechen und oft auch noch selbst Kinder in diese Welt setzen. Aber, tut mir leid, ich versteh auch nicht wie man mit seinem Kindelein übers WGT latschen kann. Aber jedem das seine. Und ,dass das mit den Satanisten, welche fröhlich die Jungfrauen opfern, allermeist Blödsinn ist, weiß ich auch. Hmm, Sakrales ist aber schon auch eine Thematik und ästhetisches Mittel der Schwarzen Szene. Politik, also im Sinne der Legislative, des Staates, der politischen Ordnung usw. ist natürlich auch mächtig. Von der vierten Gewalt rede ich jetzt lieber nicht, sonst werde ich hier noch als AFD-Wähler oder Verschwörungstheoretiker beschimpft. Übrigens Verschwörungstheorien sehr wohl auch eine Thematik in der Szene. Und jetzt das Vorne Hinten. Das ist Wissen und Nichtwissen. Oder Naivität, Blauäugigkeit, Trallala und das Wissen, dass der Mensch böse sein kann. Boarleck, wenn mir wiedermal so ein selbsternannter Hippie an irgendeinem Lagerfeuer erklärt, dass wir die Welt noch retten könnten, wir müssten nur daran glauben und uns lieb haben, dann bekomme ich deutliche Würgegefühle und muss mich selbst intensiv daran erinnern, dass ich ein eigentlich friedfertiger Mensch bin. Zum Glück sind nicht alle Hippies so.
Und was zum Teufel hat das jetzt mit der schwarzen Szene zu tun?
Naja, Links Rechts gibt es so direkt nur bedingt, aber eben schon auch. Zumindest nicht jeder der sich rechter Symbolik bedient ist automatisch auch Rechts befürwortend. Der Ursprung des Ursprungs ist auf jeden Fall eher Links. Ob man das als völlig unpolitisch bezeichnen kann, halte ich persönlich für fragwürdig. Aber ja, viele beobachten hald nur und sind sich bewusst, dass sie, zumindest dauerhaft, am Verhalten, am Sein des Menschen, Nichts ändern können. Ob sie darauf mit Wut, Hass und oder Traurigkeit reagieren, ist dann wieder hochgradig unterschiedlich. Übrigens ich persönlich finde Leute, welche das Ende noch ein wenig rauszögern möchten, durchaus sympathisch. Oben Unten ist in der Schwarzen Szene faszinierend. Man hat einfach Alles. Vom gutgetarnten, in schweineteuren Klamotten gekleideten Notar, über die malochende Altenpflegerin, bis zum Hartzler der sich selbst Künstler nennt. Dabei geht es sogar um das eigene Verhalten. Wo platziere ich mich in diesem einen kurzem Leben in diesem Oben Unten? Und die scharfe Schere zwischen Arm und Reich hat sehr wohl etwas mit Politik zu tun! Naja, wenn ich mich da selbst betrachte, dann naja. Geldmäßig habe ich es nur bedingt durchgezogen, aber der von einer auch waffenproduzierenden Firma hergestellte schwarze Kombi in der eigenen Garage ist zwar nicht nigelnagelneu, aber meiner. Und das dunkelgrün lackierte, allradgetriebene, spritfressende Monsterchen Baujahr 1984 steht derzeit noch in ner billigen Scheune bei der Hippiekommune. Nein, ich werde euch jetzt nicht verraten was ich für nen Job habe. Aber die Schwarze Szene hat damals meine Anschauungen schon deutlich mitgeprägt. Wir erinnern uns, Letzte Instanz „Das schönste Lied der Welt“. Vielleicht sollte ich echt das alte verbeulte Ding wieder mal anschmeißen und aufs WGT 2020 fahren und mir den ganzen Plastikschrott an Klamotten anschauen. Mit einem völlig überteuerten, nicht vorhandenen Nachtzug, welcher über durchgerostete Brücken daherbrettert, würde ich in diesem Fall allerdings ausnahmsweise nicht anreisen wollen. Genügend schwarze Klamotten habe ich auf jeden Fall noch. Die weiße Theaterschminke würde ich aber lassen, dafür fühle ich mich einfach zu alt. Und echte Gruftis würde man da auch noch treffen. Guten Sound gäbe es bestimmt, zumindest auch.
Naja, das Vorne Hinten ist eigentlich mit dem Menschbild schon erklärt, wobei dies für mich hald auch einen echten Grufti, und eben nicht nur Gothic, Glühwürmchen oder was auch immer, ausmacht. Oder anders gesagt: Der echte Grufti schwebt für mich irgendwo zwischen Oben und Unten, beäugt kritisch das Links und Rechts, stellt es allerdings auch dar, hat zum Teil auch Meinung und ist aber so weit vorne, dass er schon Angst bekommt, dass die Hinten während seiner Lebenszeit doch wieder die Überhand bekommen. Bin damals selbst mit Schweizer Armeejacke rumgelatscht und gleichzeitig Kriegsdienstverweigerer. Hier vielleicht mal ein Musiktipp zum quälen, aber durchaus politisch und trotzdem lustig. Hört euch mal Falk „Im Biomarkt“ auf YouTube an. Ja ich weiß, der Typ hat ne Vollmaise, behautet, dass er Grufti war und jetzt sollen wir uns Liedermacher anhören…
Wie gesagt, das ist meine Eigendefinition und nach dieser Definition gäbe es sogar Gruftis in anderen Subkulturen und das wäre ja ein Wiederspruch in sich. So ist das allerdings oft mit Definitionen. Meinetwegen streicht ihr auch das Wort „Grufti“ und ersetzt es mit nihilistisch veranlagten Pessimisten der zynisch seine Misanthropie auslebt.
Hey, sorry für dieses ganze Gelaber, aber irgendwann in meinem Leben musste ich auch meinen Senf dazu geben. Wurde die letzten Jahrzehnte einfach zu oft missverstanden. Aber welcher Grufti kennt das nicht? Habe anscheinend eindeutig zu viel Zeit in diesen Coronazeiten! Und das es ausgerechnet deine Plattform wurde, war eher Zufall. Oder selber schuld, nicht mein Problem, schließlich hast du mit Politik in der Schwarzen Szene angefangen.
Grüße in den Wedding, Thyl
Hallo, mich würden Bands aus Bosnien interessieren. Habe in einer deutschen Zeitung vor einiger Zeit etwas über Azra gelesen. Vielen Dank!
Hi Michael. Danke für den Kommentar. 🙂 Azra sind super, besonders der Song „Balkan“! Gegründet wurden sie jedoch in Zagreb, nicht in Bosnien. Sie passen auch nicht zum Goth- oder Postpunk-Label, aber das wäre dennoch eine tolle Idee für einen eigenen Artikel: Punk- und Rockbands aus Bosnien und Herzegowina. Da gibt es so einige Namen: Zabranjeno Pušenje, Bijelo Dugme, Plavi Orkestar, Crvena Jabuka. Wenn es um aktuelle Musik geht, darf die Ska-Band Dubioza Kolektiv natürlich nicht fehlen! Das bosnische Pendant von Neue Deutsche Welle ist übrigens „New Primitivism“ – eine musikalische Bewegung, die auch politisch sehr spannend ist. Allein darüber könnte ich einen Artikel schreiben. Also, vielen Dank für diese Idee! Dann beschäftige ich mich wohl demnächst mit bosnischen Bands! 😉
[…] Einmal Grufti, immer Grufti! – Nur politischer | Herzbrille […]
[…] und noch balkanischer: Die Gruppe Hari Mata Hari hat mehr Elemente des bosnischen Folk-Genres Sevdah eingebaut ohne dabei an Eingängigkeit zu […]
Hallo,
bin doch positiv überrascht über deinen tiefen Blick in die ex-jugoslawische Postpunk/Dark Wave Landschaft und muss das mal lobend anerkennen. Hast ja kaum was ausgelassen an wirklich coolen Bands aus diesem Genre. Und ja sogar Kadeadkas aus Köln, die zur neuen aufstrebenden Generation gehören, sind dabei. Mach weiter so. Vielleicht hast Du ja Lust in meinem Radio Sender rein zu hören. Wir graben auch sehr tief in ex-yu Rock. https://laut.fm/yugotopia-beat-club
Beste Grüße aus dem Ruhrgebiet 🙂
[…] Grundsätzlich ist daran nichts verkehrt. Ich habe selbst solche Tweets und 2013 sogar einen Blogpost zu dem Thema verfasst. Heute bin ich aber um Erfahrungen reicher und sehe die Sache […]
[…] darüber zu kippen. Für uns gibt es genügend andere Gelegenheiten, um über Diskriminierung wie Antislawismus zu sprechen, ohne dabei marginalisierten Gruppen den Raum zu […]
[…] Punkt: Bisexual Erasure, die Unsichtbarmachung von Bisexualität. Dazu habe ich früher schon mal gebloggt. Bisexual Erasure bedeutet zum einen, dass konkreten Personen abgesprochen wird wirklich bi+, pan, […]
[…] **http://herzbrille.paula-balov.de/2016/05/06/ist-antislawismus-eine-form-von-rassismus/ […]
Mit großem Interesse habe ich das Thema das Artikels und deine Gedanken dazu gelesen.
Aus meiner Sicht ist Anti-Slawismus genauso wie Antisemitismus ein zentrales europäisches Problem in der Debatte um Ausgrenzung und Stigmatisierung.
Was in (West-) Europa beispielsweise so gut wie gar nicht thematisiert wird ist, dass die systematische Unterdrückung und Tötung von Slawen genauso Agenda der NS-Zeit war wie die der jüdischen Gemeinschaft. Und insgesamt wurden auch mehr (nicht-jüdische) slawische Zivilisten systematisch getötet als jüdische. Leider wird unter dem Begriff Holocaust dennoch – meist – „nur“ die Tötung der jüdischen Opfer verstanden und ihrer gedacht.
Dass Millionen von Slawen erschossen oder vergast wurden, ist leider viel zu selten Thema, selbst in Schulen wird das nicht herausgestellt. Polen hat prozentual beispielsweise am meisten Einwohner verloren und die größten Verluste an Kultur und Infrastruktur davongetragen, doch das wird im deutschen Schulsystem kaum vertieft. Zumeist wird die Judenverfolgung in Deutschland thematisiert (was genauso wichtig ist), dabei hat die jüdische Bevölkerung nur 0,25% bei Kriegsbeginn ausgemacht. Polen hat mehr als 20% der Einwohner verloren – jede/r fünfte Pole/Polin wurde umgebracht!
Allein das zeigt, wie unwichtig und ausgegrenzt die slawische Gemeinschaft immer noch ist, selbst im historischen Diskurs. Mich macht das fassungslos.
[…] alles übersieht, wenn man Bisexuelle als „halbe Heten“ wahrnimmt. Ich bin auf die Theorie von Kenji Yoshino eingegangen, um zu verdeutlichen, dass die Unsichtbarmachung von Bisexualität, also Bisexual […]
[…] dafür Shiri Eisner zitiert und Statistiken zu Gewalt gegen Bi+Frauen angerissen. (Mehr gibt’s hier). Dabei war mir auch wichtig zu betonen, dass die scheinbar höhere Sichtbarkeit von Bi+Frauen […]
[…] schildern. Die wichtigsten Punkte zu Bifeindlichkeit hat Paula außerdem auch in diesem Blogpost aufgeschlüsselt und in einer Grafik […]
[…] und unterstützt Kampagnen, die LGBTIQ* Jugendliche zum Coming-Out ermutigen. Der bosnische Sänger Božo Vrećo (Titelbild) bietet uns eine einzigartige Perspektive auf queere Balkan-Kultur: Er hat im Folk-Genre […]
[…] Postmigrantin finde ich es unangenehm, auf der einen Seite gegen den Integrationszwang zu kämpfen und mich auf der anderen Seite, wenn es um mein queeres Leben geht, bei einem […]
[…] war auch eine gute Gelegenheit, um im Panel-Talk auf Themen wie Homonationalismus, Balkanismus und Antislawismus (in der queeren Community) […]
[…] und hergerissen zu sein? Über bereichernde Aspekte von Bi*kulturalimus habe ich bereits in „Integra-was?!“ geschrieben (gegen Ende). Doch das Leben zwischen den Welten ist oft geprägt von […]
[…] meinem BiJou-Artikel über die erste Bi+ Pride in Hamburg 2021 habe ich ein Video über queere Repräsentation in Videospielen des kanadischen YouTubers James […]
[…] sich dahinter verbirgt. Das Video geht u.a. auf Kenji Yoshinos Überlegungen ein, zu denen ich hier schon mal gebloggt […]
Mich würde als Ex-Grufti ja interessieren: Gibt es inzwischen politisch aktive Gothics, so 20 Jahre später, wo es hier in Deutschland langsam echt ernst wird?
Übrigens nette Playlist. Und der Geheimtipp gefällt mir auch.