Wie man Babynerds den Einstieg in Dungeons & Dragons erleichtert

Wie man Babynerds den Einstieg in Dungeons & Dragons erleichtert

25. November 2019 0 Von Herzbrille

Bis vor ein paar Jahren dachte ich Dungeons & Dragons (DnD) wäre überhaupt nichts für mich. Heute weiß ich: Die Rollenspielmeister und die Szene haben mir den Einstieg nicht gerade leicht gemacht. Daher ein paar Tipps für Nerds, die mit Babynerds eine Kampagne starten wollen.

Drei D20-Würfel auf einem Charactersheet, Foto: Sayaka Sawanoguchi

Lass den Elitismus bleiben!

Meine ersten DnD-Versuche sind deshalb gescheitert, weil sich die Typen in der Runde sehr viel auf ihr Vorwissen eingebildet haben und herablassend waren. So vergrault man nur Leute! Anstatt sich zu benehmen als sei das alles voll easy und die Neulinge nicht schlau genug, erkenne als Dungeon Master (DM) an, dass DnD ein ziemlich komplexes Spiel ist. Es gibt die Regel-Ebene, die schon kompliziert genug ist. Dann kommt das World-Building hinzu, was vor allem für Leute, die keine Fantasy-Nerds sind, herausfordernd ist. Nicht zu vergessen die narrativen Aspekte. Du tust keinem einen Gefallen, wenn du behauptest das Spiel sei gar nicht so kompliziert. Sei geduldig und kreiere Neugier!

Bewirf die Babynerds nicht mit Zahlen und Klassen!

Vielleicht interessiert dich, welchen Feat ein Paladin auf Level 12 bekommen kann. Für Neulinge ist das unter Umständen alles Kauderwelsch und vielleicht sogar frustrierend und überfordernd. Suche lieber nach einem anderen Zugang. Wenn jemand nicht weiß, welche Klasser er*sie spielen will, frag danach welche Fähigkeiten er*sie gern hätte oder welche fiktionalen Figuren sie*er mag. Wenn dein Babynerd sich was klischeehaftes aussucht, dann shame sie*ihn nicht! Wir wollen schließlich Spaß haben, nicht das Rad neu erfinden.

Erlaube individuelles Tempo bei der Charakterentwicklung!

Manche Leute wissen nach ein bisschen Brainstorming alles über die Persönlichkeit ihres Charakters. Ich muss reinwachsen. Wenn ich das vorher versuche festzulegen, fühlt es sich erzwungen an.

Beispiel: Bei einer neuen Kampagne wusste ich nur, dass ich einen Kopfgeldjäger spielen will und nicht viel mehr. Bei einer Session musste die Abenteurer*innengruppe einen NPC fesseln – der war nicht böse, aber er hat aus der Not heraus ein paar unkluge Entscheidungen getroffen. Wir mussten sicherstellen, dass er nicht abhaut. Da hat mein Charakter gesagt: „Es tut mir Leid, aber wir müssen dich fesseln.“ Plötzlich wusste ich was für einen Charakter ich spiele will: a) Er ist respektvoll gegenüber den Leuten, die keine Targets sind und denen er keine bösen Absichten unterstellt. b) Er ist sehr präzise bei seiner Arbeit und möchte vermeiden, dass Unschuldige reingezogen werden. Warum? Er weiß, dass seine Profession nicht gerade hoch angesehen ist und ihm ist nicht egal, was andere über ihn denken. Und er hat Schuldgefühle wegen seiner Backgroundstory und klammert sich deswegen an seinen moralischen Kompass.

Mit Brainstorming allein hätte ich das nicht herausbekommen. Daher: Ein paar Eckpunkte reichen für den Anfang. Nicht jeder hat den gleichen Zugang zu seinem*ihrem Charakter.

Niemand ist unkonzentriert, um die*den DM zu ärgern!

Konzentriert bleiben war meine größte Herausforderung. Anstatt Schuldzuweisungen zu machen, frage als DM lieber nach, was helfen kann. Seit ich beim DnD stricke, kann ich viel besser im Kampf fokussiert bleiben. Vielleicht hilft jemand anderem mitzuschreiben, sozusagen Protokoll zu führen? Im Raum rumzulaufen und dabei nachzudenken? Einen Fidget-Spinner dabei zu haben? Niemand ist unkonzentriert, um die*den DM zu ärgern. Schuldzuweisungen machen nur Druck und helfen Null.

Nicht jede*r ist Schachmeisterin und das ist okay!

Es gibt Spieler*innen, die ihre Fähigkeiten und Zauber sehr strategisch einsetzen können. Für mich fühlten sich meine Zauber und Fähigkeiten, die ich in einer Rollenspielkampagne als Barde habe, lange wie ein großer Topf mit Zeug an: Ich wusste, ich kann coole Dinge machen, aber war überfordert einzuschätzen, wann der Einsatz wovon sinnvoll ist. Irgendwann kam ich auf die Idee mir einen Guide zu schreiben – eine Art Tabelle. Da habe ich die potentiellen Arten von Gegnern aufgeschrieben, wie Monster, Humanoid, groß/klein, zaubert/zaubert nicht, usw. Daneben bestimmte Umstände, wie die Entfernung der Gegner und dazu jeweils meine Fähigkeiten, Waffen und Zauber, die in dem Fall empfehlenswert wären. Wenn ich jetzt nicht weiter weiß, schaue ich in meine Liste. Vorher hatte ich das Gefühl defizitär zu sein, jetzt bin ich stolz darauf eine gute Lösung gefunden zu haben. Deswegen: Kreiere einen Raum, der Spieler*innen ermutigt selbst Lösungen zu finden.

DnD is meaningful and that’s awesome!

Dieses Youtube-Video fand ich sehr beeindruckend. Da geht es darum, welche positiven, therapeutischen Effekte DnD auf Menschen haben kann.

Für die einen ist es nur ein Hobby. Für andere ist es ein Safer Space, um eine bestimmte Eigenschaft, Sexualität oder Geschlechterperformance auszuprobieren, sich zu behaupten, zu üben „Nein“ zu sagen usw. Banalisiere das nicht! Es ist doch toll, dass Menschen aus DnD so viel Bedeutung schöpfen können.

In manchen Rollenspielkreisen gibt es wegen Gatekeeping, Elitismus, Mansplaining etc. nicht den Raum für diese Themen. Ist man nicht nerdy, erfahren, Fantasy-belesen und neurotypisch genug, wird man rausgeekelt. Das ist schade. Deswegen: Sei kein nerdy Douchebag, mach es besser!

So, zum Schluss noch ein Shout-Out an meine DM Jeanne, die es mit viel Geduld geschafft hat mich für DnD zu begeistern, obwohl ich dachte ich sei ein hoffnungsloser Fall. Ihren Blog „Mage’s Armory“ findet ihr hier.


Dieser Beitrag war ursprünglich ein Twitter-Thread, den ich für meinen Blog redigiert habe. Den Twitter-Thread findet ihr hier.